Wie lege ich einen Waldgarten an?
Ein Waldgarten oder Nahrungswald ist ein komplexes System aus vielen verschiedenen Pflanzenarten, die mit ihren verschiedenen Anforderungen an Licht, Wasser und Nährstoffe ganz viele verschiedene Nischen füllen können und so den natürlichen Wald imitieren.
Die Planung und das Design eines Waldgartens muss immer in Kombination mit dem Land, der Umgebung, der Personen, die das System pflegen und dem Budget passieren.
Wenn es dann an die Umsetzung geht, unterscheide ich gerne zwischen großen und kleinen Flächen.
Auf kleinen Flächen bzw. in kleineren Gärten arbeite ich gerne mit Pflanzgilden. Eine Pflanzgilde besteht dabei aus einem "Schlüsselelement", also einem Strauch oder Baum, der den Platz auf lange Zeit beansprucht. Um diesen Strauch oder Baum werden dann verschiedene mehrjährige Kräuter, Stauden, Knollen oder kleine Stäucher gepflanzt. Pflanzgilden können damit ganz unterschiedliche Formen und größen einnehmen. Zudem ist die Auswahl und Kombinationsmöglichkeiten der Begleit Pflanzen fast unendlich.
Mit solchen Pflanzgilden kann man Stück für Stück seinen Garten zu einem Waldgarten umstrukturieren und so auch schnell die ersten Kräuter und Beeren ernten.
Auch alte Obstbäume lassen sich noch unterpflanzen, da eignen sich schattentolerantere Pflanzen besser.
Ein Beispiel einer Pflanzgilde um eine Kornelkische.
Ich pfanzen gerne etwa 50cm entfernt vom Schlüsselement meine Begeleitpfanzen. Dadurch ist die gesamte Baumscheibe schon im ersten Jahr komplett bewachsen und man muss kaum Kraut jäten.
Um die Kornelkische wachsen Herbst-Himbeeren, die ganz von alleine kamen und sich super wohl fühlen. Zudem 2 Johannisbeeren, Minze, mehrjähriger Kohl, Liebstöckel und Rhabarber. Wer sich über die Jahre hält und wer vielleicht ausscheidet wird sich zeigen. Nach 2 Jahren wachsen alle noch gut miteinander und keiner scheint den anderen zu verdrängen.
Größere Flächen zu einem Waldgarten oder Nahrungswald umzuwandeln ist deutlich schwieriger, aber definitiv möglich!
Ich sehe die größe Schwierigkeit bei größeren Projekten in der dauerhaften Pflege. Denn die ersten Jahre nach der Pflanzung eines Obst- und Nussbaumes sind sehr intensive Pflegejahre. Mit dem Bäume pflanzen fängt die richtige Arbeit erst so richtig an.
Dies sollte in der Planung gut berücksichtigt werden und abgeschätzt werden wie viel Zeit für die Pflege zur verfügung steht. Umso komplexer das System, umso aufwendiger ist die Pflege.
Um dieses Problem etwas zu umgehen kann man sich auch für einen Kompromiss entscheiden. Entweder man startet mit einem einfachen System auf der ganzen Fläche, z.B. mit den oberen drei Schichten (Obere-, Mittlere-, und Unterebaumschicht). Also mit den Obst- und Nussbäumen, den größeren Sträuchern und den kleinen Sträuchern. Die weiteren Schichten kann man dann über die Jahre einpflegen.
Oder man startet mit einem komplexen Design auf einem Teil der Fläche und erweiert die Fläche über die Zeit, wenn man die Zeit und Ressourcen hat.
Die Streuobstwiese gehört meiner Meinung nach mit zu den Waldgärten oder Nahrungswäldern und kann auch auf großer Fläche extensiv bewirtschaftet werden.
Jung angelegter Agroforst Streifen auf dem Hof Prisemut. Mit u.a. Walnüssen, Haselnüssen, Esskastanien, Himbeeren, Robinien, Pappeln und Johannisbeeren
Die Jungbaumerziehung ist essentiell, wenn die Bäume auf lange Sicht stabil und gesund wachsen sollen.
Wenn es sie jetzt ihren Garten oder Acker in einen essbaren Waldgarten umgestalten möchten und noch Fragen oder eine Beratung brauchen melden sie sich gerne!